Bild: BVRD International Conference #BIC22

BVRD International Conference #BIC22

Am 03.12.2022 veranstaltete der Bundesverband Rettungsdienst Österreich erstmals eine International Conference. Dabei kamen Speaker aus aller Welt zusammen, um ihre Erfahrungen sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich der Rettungs- und Notfallmedizin zu präsentieren und auch diskutieren.

Es ist ein hochkarätiges Line-Up an Vortragenden, welches hier in Wien zusammengekommen ist. Mit  vielen Jahren an Erfahrung und viel evidenzbasiertem Wissen im Gepäck, boten sie den Teilnehmenden einen abwechslungsreichen, kurzweiligen und lehrreichen Tag. In den Pausen bot sich natürlich die Möglichkeit persönliche Kontakte zu knüpfen und das eigene Netzwerk zu erweitern.

Die Vorträge

Der gemeinsame Nenner wurde schnell gefunden. Training ist der Schlüssel zum Erfolg und es braucht eine solide wissenschaftliche Basis um sich weiterzuentwickeln!

Leichter wird dies natürlich, wenn so wie in Frankreich das Personal der Notaufnahmen und der Rettungsdienste weitgehend dasselbe ist und somit alle beide Seiten kennen. Bruno Goulesque, Medical Director von PHTLS/TECC und TCCC in Frankreich, erklärt außerdem wieviele Stunden an Ausbildungen auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen haben. Sie liegen deutlich über dem Niveau in Österreich.

Jean Cyrille Pitteloud, u.a. Anästhesist in der Schweiz und Rega Flight Physician, erinnert daran die Basics nicht zu vergessen und Prioritäten richtig zu setzen. Das Zitat:"Don't do algorithms, do priorities.", also frei übersetzt lege mehr Wert auf das setzen von Prioritäten als auf Algorithmen, prägt sich durchaus ein. Dass Atemwegsmanagement weit mehr bedeutet, als Endotrachealtuben zu platzieren, legt er anschaulich an Fallbeispielen dar. Die mittlere Zeit bis ein Atemweg mit einem Endotrachealtubus gesichert ist, beträgt übrigens 8 Minuten. Da bleibt also zwischenzeitlich viel Zeit, um Patient*innen zu ventilieren und oxygenieren.

Die NAEMT ist der Dachverband der Sanitäter*innen in Amerika. Standardisierte Kursformate, welche auf Evidenz basieren bilden den Schwerpunkt der Arbeit, in die Pam Lane, Executive Director der NAEMT, Einblick gibt. Genau diese Kursformate sind es, die nationale Gesellschaften wie der BVRD ausbilden können. Solide Ausbildungskonzepte, Qualitätsstandards und ständige Weiterentwicklung sind nötig, damit international im Rettungsdienst eine einheitliche Sprache gesprochen wird und Patient*innen die bestmögliche Versorgung bekommen.

Chief Ken Bouvier, Paramedic und manchen vielleicht bekannt aus der TV-Serie Nightwatch, schildert seine Erfahrungen aus zahlreichen School Schootings (also Amokläufen an Schulen), die er in seiner langen Karriere als Sanitäter miterlebt hat. Nur, weil es in Österreich bis jetzt noch nicht passiert ist, heißt nicht dass es nicht passieren kann! “When the time comes to perform, the time to prepare has passed!”, was so viel heißt wie “Wenn die Zeit gekommen ist abzuliefern, dann ist die Zeit der Vorbereitung vorbei!” ist ein Zitat, das aber wohl nicht nur im Zusammenhang mit Amokläufen gilt.

Wie bereits mehrfach erwähnt, erreichen wir nur dann ein gutes Ergebnis für unsere Patient*innen, wenn wir unser eigenes Tun immer wieder hinterfragen. Nur weil Dinge schon immer so gemacht wurden, heißt es nicht, dass es deswegen richtiger ist! David Page, u.a. Direktor des Forums für präklinische Notfallversorgung an der UCLA, spricht sich klar für mehr Forschung im Bereich der präklinischen Notfallmedizin aus. Ganz wichtig ist dabei, dass Sanitäter*innen auch in diese Arbeiten eingebunden werden. Am Schluss seines Vortrag schallt es voller Überzeugung aus den Rängen retour, “sciene is sexy”.

Wie viel Spaß notfallmedizinische Wissenschaft und Forschung machen kann und wie diese sogar die Grenzen unseres Erdorbits überschreitet präsentiert Dr. Gernot Grömer vom Österreichischen Weltraumforum. Nicht ganz ohne Stolz erinnern wir uns da gerne an seine Last Lecture für die IGNI aus dem Jahr 2019 zurück.

Und auch der nächste Vortragende war bereits bei der IGNI zu Gast. Zugegeben war der Weg für Markus Isser von der Bergrettung Tirol zu uns nicht ganz so weit wie nach Wien. Mit den wissenschaftlich sehr fundierten Arbeiten zu Rettungsdecke und taktischer Alpinmedizin passte er aber perfekt in die Riege der internationalen Vortragenden. Man kann in Tirol relevant zu Forschung und Weiterentwicklung in der Notfallmedizin beitragen, diesen Beweis tritt er definitiv an und findet beim internationalen Publikum viel Anklang. Und so lernt am Ende sogar Chief Ken Bouvier die Rettungsdecke von einer neuen Seite kennen.

Abgerundet wird der Tag noch von Martin Schlaghaufen, Leiter der Cobra-Medics, der wiederum den Wert der interdisziplinären Trainings heraus streicht. Zivile Einsatzorganisationen und die Sanitäter*innen der Polizei müssen gemeinsam trainieren, um taktische Lagen bestmöglich zu bewältigen. Im Gegensatz zu New Orleans trifft man sich in Österreich aber in der gelben oder grünen Zone, und das ist auch gut so.

Resümee

Dem BVRD ist eine sehr interessante Veranstaltung gelungen und als Fazit gibt es nur zu sagen, dass der Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand dem Rettungsdienst und der Notfallmedizin in Österreich gut tut. Solche Veranstaltungen machen Lust auf mehr und zeigen, wo wir vorne dabei sind und wo wir deutlichen Nachholbedarf haben. Der Blick in den Spiegel ist nicht immer angenehm, aber so wie David Page es erläutert, ist es notwendig sich auch den unangenehmen Wahrheiten zu stellen.

 

Ein Bericht von Andreas Zoller, der für die IGNI an der BIC teilgenommen hat.