EZ-IO Drill Hack
Der intraossäre Zugang ist eine unverzichtbare Intervention in der Notfallmedizin geworden. Das regelmäßige Training stellt aufgrund der hohen Kosten von Echt- und Trainingsmaterial viele Organisationen weltweit vor Herausforderungen. Wir haben uns den Marktführer EZ-IO deshalb genauer angeschaut und eine Lösung gefunden, wie man den Akku des Bohrers nach Ende der Lebenszeit tauschen und ihn so für Trainingszwecke wiederverwenden kann.
Der EZ-IO Bohrer besteht aus einem relativ massiven Plastikgehäuse, welches aus zwei Hälften besteht und in der Mitte verklebt ist. Leider gibt es keine Möglichkeit die Batterie des Geräts aufzuladen. Bereits nach einigen hundert Bohrungen ist der Akku leer und das rund das 500€ teure Gerät ist ein Fall für die Mülltonne. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und um so vielen Personen wie möglich einen Zugang zu Training mit dem Bohrer zu schaffen haben wir uns entschieden auf die Suche nach einer Lösung für das Problem zu begeben und unsere Erfahrungen mit Euch zu teilen.
Das zugleich erste und größte Problem vordem wir gestanden sind war, wie wir das Gehäuse so schonend wie möglich öffnen könnten. Mehrere Versuche das Ding mit allen möglichen Werkzeug aufzubrechen haben keinen Erfolg gebracht. Das Plastik ist sehr massiv und die Verklebung hält gefühlt wie eine Schweißnaht.
Deshalb haben wir uns unsere Taktik geändert und sind dazu über gegangen den Bohrer aufzuschneiden. Dafür haben wir ein oszillierendes Multitool mit einem Tauchsägeblatt verwendet. Damit haben wir entlang die Verklebung von unten beginnend bis kurz vor den “Abzug” auf der Vorderseite und kurz vor die LED-Leuchte auf der Hinterseite aufgesägt. Wichtig ist dabei, nicht zu tief mit dem Sägeblatt reinzuschneiden, da sich direkt dahinter die Batterie befindet. Wir empfehlen diesen Schritt mit Schutzausrüstung, jedenfalls mit einer Schutzbrille durchzuführen und idealerweise im Freien mit einer geeigneten Löschmöglichkeit für den Fall eines Brandes durch die Batterie durchzuführen. Wir übernehmen keine Haftung für mögliche Folgen!
Durch den Schnitt lässt sich das Gehäuse mit einem Stemmeisen oder ähnlichem von unten her öffnen.
Für die späteren Lötarbeiten ist es jedoch notwendig das Gehäuse komplett zu öffnen. Dies funktioniert, indem man mit genug Kraft an der Unterseite das Gehäuse öffnet. Ab einem gewissen Punkt bricht im oberen Bereich die Verklebung und das Gehäuse ist ohne gröberen Schaden geöffnet.
Die Batterie ist im Inneren nicht verklebt und lässt sich einfach herausnehmen. Um mehr Kabellänge zu erhalten, haben wir das Plastikumhüllung mit einem Cuttermesser geöffnet und die Kabel direkt von den Polen der Batterie gelöst. Im Orginal-Bohrer befinden sich 6 x Panasonic CR2 3V in Reihe geschalten. Damit ergibt sich eine 18V Batterie. Wir haben diese Batterie mit zwei 9V Blockbatterien ausgetauscht, welche wir über Steckverbinder (Battery Clips) mit der bestehenden Verkabelung verlötet und mit Schrumpfschläuchen versorgt haben.
Damit die Blockbatterien Platz finden, mussten noch auf beiden Seiten im Inneren Plastikleisten entfernt werden, welche wir einfach mit einer Zange abgeknipst haben.
Am Ende haben wir das Gehäuse mit einem Isolierband wieder verschlossen, um die Batterie einfach wieder austauschen zu können.
Damit hält der Bohrer wieder für einige hundert Bohrungen und ist uneingeschränkt für Trainingszwecke einsetzbar.
Auf unserer Recherche sind wir auch auf die Anleitung der australischen Kollegen von ETM Course gestoßen - Link dazu HIER
Update: Wir haben das nicht selbst ausprobiert, aber uns hat ein Erfahrungsbericht erreicht, dass das Gehäuse auch geöffnet werden kann, indem man den Bohrer in einen Schraubstock spannt und langsam zudreht. Die Naht würde dann problemlos “aufplatzen”.
Hier nochmal alle unsere Bilder in GROSS: