7. Mitteleuropäisches Flugrettungssymposium
Am 22. Oktober 2022 besuchten wir das Flugrettungssymposium in Bozen, Südtirol. Die Vortragsthemen erstreckten sich von den wissenschaftlichen Grundlagen über die praktische Umsetzung bis hin zur Reevaluierung dieser. Abgerundet wurden die Themen durch zahlreiche Aussteller. Der diesmal gewählte Veranstaltungsort mit der Nähe zu Innsbruck brachte auch mit sich, dass wir einige uns bekannter Namen, nicht zuletzt auch aus der Netzwerkstatt, im Programm wiederfanden.
Den Kern der Veranstaltung bildeten die Vorträge zu vier Themengebieten. Dabei ist es dem Veranstalter gelungen, jeweils Spezialisten auf ihrem Gebiet zu gewinnen, die Erfahrungen aus Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz mit den Zuhörern teilten.
Den Beginn bildete der Block Reanimation, in welchem aktuelle Themen wie die Thorakotomie, die invasiven ERC Trauma-ALS-Guidelines bis hin zur Anwendung der mechanischen Herzdruckmassage in der Flugrettung diskutiert wurden. Den Abschluss bildeten zwei Vorträge zur extrakorporalen Reanimation (eCPR), in welchem Dr. Christoph Schriefl (Universitätsklinik für Notfallmedizin Wien) und Dr. Birgit Mair (Herzchirurgische Anästhesie, Innsbruck) von deren lokalen Erfahrungen und Machbarkeiten bei doch sehr unterschiedlichen geographischen Voraussetzungen sprachen. In Wien wird beginnend mit einem First Responder-System in der gesamten Stadt bis hin zu einem 24/7 eCPR-Bereitschaftsteam mitsamt regelmäßigen Trainings das System sehr inspirierend und erfolgreich aufrechterhalten.
Rund um das Thema Disposition wurde auch das allseits bekannte dichte Rettungs-Hubschrauber Netz in Tirol/Österreich angesprochen und hinterfragt. Dabei diskutierten auch zu diesem Thema hochkarätige Vortragende wie Reinhard Kraxner (Geschäftsführer ÖAMTC Flugrettungsverein), Dr. Wolfgang Voelckel (Leitung Anästhesie und Intensivmedizin, UKH Salzburg) und Dr. Adolf Schinnerl (ÄLRD Tirol) über deren unterschiedliche Blickwinkel zu diesem Thema. Daniel Wegscheider (Leitstelle Tirol) als Teamleiter der Notfallrettung berichtete als letzter Vortragender über die innovativen Umsetzungen innerhalb der Leitstelle Tirol.
Zum Thema Herausforderungen stellte Dr. Hermann Brugger (Vice Head, Institut für Notfallmedizin, EURAC) mit seinem Team neueste Erkenntnisse zur Leistungsfähigkeit von Flugrettungs-Teams in großen Höhen vor. Genutzt wurde dabei auch das terraXcube der Eurac, welches als hochinnovative Klimakammer das Nachstellen unterschiedlichster Naturextreme ermöglicht. Im Zuge des Symposiums war es für alle Besucher möglich, an einer Führung durch das terraXcube teilzunehmen.
Neue Herausforderungen zur digitalisierten Flugvorbereitung, Nachtflügen und Drohnen sowohl als Gefahr als auch als Hilfe in der Flugrettung wurden angesprochen. Besonders eindrücklich blieb uns auch die Schilderung des Chefarztes der REGA, Dr. Roland Albrecht, zu deren Einsatz bei Ebola- und Covid-Infektionstransporten in Erinnerung.
Der gesamte letzte Block wurde dem Klimawandel gewidmet. Damit einhergehende neue Herausforderungen wurden theoretisch in Vorträgen wie auch praktisch von Einsatzkräften während des Marmolata Unglückes im Sommer dieses Jahres angesprochen. Die offene Frage von Dr. Markus Thaler (Bereichsleiter Notfallmedizin Innsbruck) zur hohen Anzahl an Hubschraubereinsätzen im Kontext der globalen Klimakrise rundete den Symposiums-Tag sehr gelungen ab.
Zusammenfassend zeigten uns die Vorträge, dass in Teams mit viel Motivation, Visionen und Engagement sehr viel möglich sein kann. Dass Training und ständige Fortbildung unumgänglich sind und allem voran die interdisziplinäre Zusammenarbeit trotz vieler technischer Innovationen auch weiterhin der wichtigste Faktor bleiben wird.
Text: Karoline Wieser & Debora Agreiter