Bericht vom InSim2016

Der InSim2016 fand vom 13.-15. Oktober 2016 in Dresden statt, es war bereits die 14. Auflage dieses Kongresses. 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter die deutschsprachige Elite der Simulation – kamen, um ihre Erfahrungen und Visionen auszutauschen.

Die Zukunft der Simulation

Simulation bedeutet längst nicht mehr ausschließlich das Training von Skills an einer Puppe. So wird sie nicht nur in der Ausbildung, sondern auch immer öfters in der Fortbildung eingesetzt. Dort geht es aber vielmehr um Risikomanagement, CRM (Crew Resource Management), CIRS (Critical Incident Reporting System), Checklisten, SOPs (Standard Operating Procedures), Human Factors und Fehlerkultur. Wenngleich das jetzt in erster Linie nach wunderbaren Schlagworten klingt, so konnten die Vortragenden doch beweisen wieviel Leben in diesen Begriffen steckt. Die Begeisterung und der Drang die Simulation, egal ob high oder low fidelity, als Instrument noch viel stärker zu etablieren war allgegenwärtig. Es braucht nicht nur eine gute Ausbildung in der Medizin, sondern vor allem Training. Simulation wird hier im größeren Kontext verstanden und immer wieder wird der Vergleich zur Luftfahrt gezogen. Aber die Medizin braucht ihre eigenen Methoden, denn der Patient im Mittelpunkt der medizinischen Arbeit ist wohl eine der größten Variablen.
In den letzten Jahren sind bereits einige Innovationen wie z.B. das 10sek für 10min Prinzip oder Stop-Check-Inject aus Erfahrungen bei Simulationstrainings entstanden. Als Zuhörer wird einem schnell klar, man will hier weiter arbeiten und diese und neue Prinzipien zur Anwendung bringen. Wenig verwunderlich versuchen demnach auch immer mehr Einrichtungen ihre Simulationstraining in situ z.B. direkt im Schockraum oder auf der Intensivstation abzuhalten. Noch echter, noch realistischer!

Simulation braucht Lernziele

Was braucht es für gute Simulationen? Oftmals wurde dieselbe Geschichte von verschiedenen Krankenhäusern erzählt. Alles begann mit einer teuren Puppe und viel Equipment. Doch dann? Was macht man damit, wie schult man das eigene Personal? Wie etabliert man Simulation im Alltag? Hängen geblieben ist bei mir folgender Satz:

“Man muss den Simulator an das Szenario anpassen und nicht das Szenario an den Simulator.”

Je nachdem was man erreichen will, muss es gar nicht immer die high fidelity Simulation mit Videoanalyse sein. Keep it simple and safe, war auch oft zu hören. Das Lernziel muss im Mittelpunkt stehen, nicht das ausreizen der vielfältigen technischen Möglichkeiten des Simulators. Schnell wird klar, dass selbst die besten Simulatoren sowieso immer wieder an ihre Grenzen stoßen. So manch ein Simulationsexperte legt dann selbst Hand am Simulator an und modifiziert diesen mit ein wenig kreativem Basteleinsatz. Manch einer gründet aber auch gleich eine eigene Firma und bringt eine neue Generation von Simulatoren auf den Markt. Simulation ist ein Genre der Pioniere!
Gänzlich ohne Puppen kommen die vielen Programme mit Schauspielpatient_innen aus. Aber auch so genannte “Hybridvarianten” werden entwickelt. Hier versucht man dem Schauspielpatienten mit Simulationstechnik Pathologien zu geben und diese auch “behandelbar” zu machen. So hat der Schauspielpatient einen künstlichen Arm für Injektionen oder eine Weste mit Lautsprechern, die pathologische Lungengeräusche mimt.

Nicht immer nur die Fehler suchen

Einer der spannendsten Gedankengänge war für mich die Frage, ob wir uns zu viel auf unsere Fehler konzentrieren. Natürlich ist es ein wichtiges, ureigenes Ziel von Simulationstrainings Fehler zu erkennen. Kein Fehler soll ein zweites Mal passieren. Aber wäre es nicht genauso wichtig, das Gute zu analysieren und vor allem reproduzierbar zu machen? Ganz provokant wurde die Frage in den Raum gestellt:

Are you to busy to improve?

Aus der Simulation entsteht jede Menge Innovation. Diese gilt es zu antizipieren und weiterzuentwickeln. Der Enthusiasmus ist vorhanden und immer mehr Einrichtungen stellen nun auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung. So scheint der Siegeszug der Simulation in der Medizin sicher und dann irgendwann vielleicht löst die Medizin die Luftfahrt als Vorbild für alle High Reliability Organizations ab.

Ein Bericht von Andreas Zoller
Medizinstudent im 4. Jahr, Notfallsanitäter/NKV